Das legendäre lila Eichhörnchen

In der Natur gibt es keine lila Eichhörnchen. Und auch am Arbeitsplatz sind sie sehr selten. Der Begriff „lila Eichhörnchen“ (ursprünglich engl. „Purple Squirrel“) ist ein Fachbegriff bei der Personalbeschaffung und wird von Talentteams verwendet, um ein*e Bewerber*in zu beschreiben, der*die für einen bestimmten Job perfekt ist. Sie erfüllen alle Anforderungen und bringen hochspezialisierte Qualifikationen, Erfahrung und Gehaltserwartungen für eine Stelle mit. Klingt zu gut, um wahr zu sein? Weil es das auch ist.

Purple Squirrel-Probleme

Hiring Manager suchen oft genau diese hochqualifizierten Bewerber*innen, weil die Erwartung besteht, dass sie das Unternehmen sofort weiterbringen. Die Hoffnung besteht darin, dass sie ihre Rolle schnell und bei minimalen Übergangsproblemen wahrnehmen können. Das mag in einigen Fällen zutreffen, Realität ist aber, dass die meisten neu eingestellten Mitarbeiter*innen zumindest eine gewisse Schulung brauchen, um sich an eine neue Rolle zu gewöhnen.

Manchmal suchen Hiring Manager Bewerber*innen mit einer Kombination von Fähigkeiten, die unglaublich selten oder schlicht und einfach unmöglich ist. Insbesondere in der IT entwickeln sich die Anforderungen an die Fähigkeiten kontinuierlich weiter und es ist praktisch unmöglich, bei jeder neuesten Innovation immer auf dem neuesten Stand zu sein. Manchmal sind sich Hiring Manager nicht einmal sicher, was die genauen Spezifikationen für eine Rolle sein sollten, schließen aber Bewerber*innen aus, die nicht genau den Anforderungen entsprechen.

Die Jagd nach dem*der Purple Squirrel-Bewerber*in: was Personalvermittler*innen sagen

Wie bereits gesagt, verschieben sich die Anforderungen in bestimmten Branchen ständig. Aus diesem Grund wurden manche Personalvermittler*innen sogar mit der Suche nach nicht existierenden Bewerber*innen beauftragt.

Sara DeBrule, Global Marketing Recruitment Lead bei HubSpot, sagte, dass ihr ein Hiring Manager einmal sagte, auf der „Suche nach einem Ingenieur mit 30 Jahren KI-Erfahrung“ zu sein, was witzig ist, weil es KI noch gar nicht so lange gibt.

Wenn diese Bewerber*innen dann existieren, haben sie evtl. verrückte Forderungen.

Lars Schmidt, Gründer von Amplify Talent und Mitgründer von HR Open Source, erzählt davon, wie er endlich das lila Eichhörnchen fand, das er finden sollte, der*die Bewerber*in aber eine Liste von Forderungen stellte, die Mariah Carey würdig gewesen wären, wie z. B. ein „Haus in den Hollywood Hills und zwei BMWs.

Das nächstbeste Eichhörnchen schätzen (und fangen)

Wenn wir so darauf fokussiert sind, diese legendären lila Eichhörnchen zu finden, verlieren wir die Realität sowie die Priorisierung der Diversity in unserem Einstellungsprozess aus den Augen. Uns entgehen dann andere hervorragende potenzielle Mitarbeiter*innen. Hier einige Tipps zum Einstellen eines*r hervorragenden Bewerber*in, der*die nicht als selten betrachtet wird, aber Ihr Unternehmen sicher prima ergänzt:

1. Informieren Sie Ihren Hiring Manager über die Realität.
   
   Manchmal ist es einfach nicht möglich, das lila Eichhörnchen zu finden. Hiring Manager und Personalvermittler*innen sollten in der Lage sein, eine offene und ehrliche Diskussion über Prioritäten bei der Jobsuche zu führen. Der Hiring Manager sollte die Anforderungen auf eine Liste einiger für die Rolle absolut erforderlicher Fähigkeiten zusammenstreichen. Die Denkweise sollte sich von einer umfassenden Liste von absolut notwendigen Fähigkeiten hin zu einer mit geringeren mit einigen „Nice-to-Haves“ verschieben. Schulungen am Arbeitsplatz sind schließlich immer eine Option. Diese Art von Dialog stärkt die Beziehung zwischen Hiring Manager und Personalvermittler*in und ermöglicht es allen am Prozess Beteiligten, die Erwartungen neu zu bewerten und realistisch zu bleiben.
2. Suchen Sie nach „Kultur-Plus“-Bewerber*innen.
   
   Anstatt eine*n Bewerber*in mit genau den erforderlichen Erfahrungen zu suchen, sollten Sie jemanden finden, der oder die die Werte Ihres Unternehmens schätzt und vertritt und evtl. um eine neue Perspektive ergänzt. Die Kultur-Plus-Idee ist für den Erfolg eines Unternehmens von großem Vorteil. Innovation kommt aus einem vielfältigen und inklusiven Umfeld und was die Branche anstreben sollte.
3. Priorisieren Sie Bewerber*innen, die gegenüber Ihrer Mission und Ihren Zielen leidenschaftlich sind.
   
   Eines der wichtigsten Merkmale, die neu eingestellte Personen haben sollten, ist die Ausrichtung mit der Mission und den Zielen Ihres Unternehmens. Für jemanden mit der perfekten Erfahrung gilt das eventuell nicht. Dieser Wunsch, auf dasselbe Ziel hinzuarbeiten, ist ewas, das nicht gelehrt werden kann, sondern für die Effektivität von Mitarbeiter*innen bei der Anwendung ihrer Rolle auf Ihre Gesamtgeschäftsziele unabdingbar ist. Eine Person einzustellen, die zwar geschult werden muss, aber für Ihre Mission brennt, ist die Grundlage für engagierte Mitarbeiter*innen.
4. Berücksichtigen Sie talentierte Bewerber*innen aus anderen Branchen.
   
   Manchmal kommt genau die richtige Person nicht von einem offensichtlichen Ort. Unternehmen verpassen oft gute Mitarbeiter*innen, wenn sie jene ablehnen, die nicht in einer bestimmten Branche gearbeitet haben. Stellen Sie sicher, dass Sie hervorragende Bewerber*innen nicht ausschließen, auch wenn sie aus einem anderen Beruf oder Teil des Geschäftsspektrums stammen. Die Fähigkeit, zu lernen und ihre einzigartigen Fähigkeiten anzupassen, ist von zentraler Bedeutung. Berücksichtigen Sie den Wert, den jemand von einer B2C-Kreativagentur zu einem B2B-Marketingteam mitbringt. Diese Infusion aus Agenturagilität und neuen Ideen kann eine erfolgreiche Kombination darstellen und das aktuelle Team neu motivieren.
5. Onboarding und Schulung, um Mitarbeiter*innen zu binden.
   
   Investieren Sie Zeit am Anfang, um langfristig die besten Ergebnisse zu erzielen. Es ist kein Geheimnis, dass Unternehmen mit einer starken Onboarding-Strategie bessere Verbleibquoten aufweisen. Nehmen Sie sich die Zeit für die Schulung neuer Mitarbeiter*innen, die möglicherweise nicht genau den ursprünglichen Anforderungen entsprachen, und entwickeln Sie sie zu Meister*innen ihrer Zunft. Verwandeln Sie Ihre attraktiven Stellenbewerber*innen in erfolgreiche langjährige Mitarbeiter*innen, indem Sie durch Lernen und Entwicklung Wachstumschancen bieten. Dadurch schaffen Sie loyale Mitarbeiter*innen, die bleiben, anstatt Zeit und Ressourcen bei der Suche und Personalbeschaffung von möglichen „Einhörnern“ zu verschwenden.

Nicht vergessen: Ein lila Eichhörnchen zu schnappen ist oft schwierig und kein Maß für den Erfolg, sondern eher für das Glück. Machen Sie also einen Schritt zurück und betrachten Sie die vielfältigen Bewerber*innen, die Ihnen zur Verfügung stehen, weil Sie möglicherweise Ihr neues Teammitglied übersehen könnten, das sich später als großer Erfolg erweisen könnte.

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