Sich selbst treu sein: Lektionen zu Resilienz und Authentizität von Laverne Cox

In der Abschlussveranstaltung der Greenhouse Open 2022 beschrieb die preisgekrönte Schauspielerin, Produzentin und Aktivistin Laverne Cox die einzigartigen Herausforderungen, denen sie auf ihrem Weg zur Weiblichkeit, zu beruflichem Erfolg, Selbstakzeptanz und Liebe gegenüber stand.
Ihre persönliche Geschichte als erste Schwarze Transfrau, die mehrere signifikante Meilensteine erreicht hat (darunter die Nominierung für einen Primetime Emmy Award, das Cover von Time Magazine und die Entwicklung einer ihr nachgestellten Barbiepuppe) bietet wertvolle Lektionen zum authentischen und resilienten Leben. Hier finden Sie einige Highlights.
Die Saat der Resilienz pflanzen
Laverne wuchs in den 1970er und 1980er Jahren in Mobile, Alabama, auf. Als Transgender-Frau, der bei der Geburt das männliche Geschlecht zugewiesen wurde, erlebte sie Mobbing, Belästigung und sogar Versuche der sog. „Konversionstherapie“. Sie sagt aber: „Ein Teil meiner Trauma-Resilienz ist, dass es nicht nur um die Probleme in meiner Kindheit geht. Vielmehr um die wunderbaren, resilienten Dinge, die mich weitermachen ließen und mir halfen, das Ganze zu überstehen.“
Im Falle Lavernes waren das Schauspielen, Tanzen, öffentliches Sprechen und das Nutzen ihrer Vorstellungskraft und reichen Spiritualität. „Erfolge und öffentliche Auftritte haben mich meine Kindheit überstehen lassen. Ich hatte das Glück, dass mich meine Mutter weiter Tanzstunden nehmen ließ, ich weiß heute, dass mir das das Leben gerettet hat“, sagt sie. Nachdem sie von der TV-Serie Fame geradezu besessen war, schrieb sich Laverne an der Alabama School of Fine Arts ein und begann, die künstlerische Disziplin zu entwickeln, die sie für die kommenden Jahre leiten würde.
Ablehnung konfrontieren und die wahre Bedeutung von Erfolg „über Nacht“
Wollte Laverne schon mal unbedingt eine Rolle, die sie dann nicht bekommen hat? „Viele“, sagt sie lachend. „Das ist für Schauspieler*innen nichts Neues!“ Nachdem sie 1993 nach New York umgezogen war, verbrachte sie die nächsten 20 Jahre damit, als Schauspielerin den Durchbruch zu erzielen. Erst mit 40 Jahren spielte sie Sophia in Orange Is The New Black, die Rolle, die sie zum Star machen sollte.
Dies geschah zu einem Zeitpunkt in ihrem Leben, an dem sie bereit war, ihre schauspielerischen Ambitionen aufzugeben und einen anderen Karriereweg einzuschlagen. Angesichts ihrer Erfahrung glaubt sie aber, dass all die Absagen für sie eine wichtige Lektion waren: „Nicht alles ist das Richtige für jemanden. Wenn es nicht zu mir kommt, ist es nicht das Richtige für mich. Und die Dinge, die zu mir kommen, sind das Richtige für mich.“
Beruflichen Erfolg nach jahrzehntelangen Versuchen zu erreichen war aufgrund ihrer Lebenserfahrung und ihrer Perspektive besonders prägend. „Meine Traumrolle kam zu mir, als ich 40 Jahre alt war. Es ging nicht um mein Ego. Es ging darum, einen Dienst bereitzustellen“, so Laverne. Sie sagt, sie fühlt sich verpflichtet, die Diskussion über Repräsentation zu verändern. „Ich musste 40 Jahre alt werden, um dies voll und ganz anzunehmen und dafür zu sorgen, dass es nicht um mich geht, sondern um etwas Größeres.“
Lernen, in der „Resilienzzone“ zu leben
In einem ihrer jüngsten Projekte, dem Laverne Cox Show Podcast, lud sie ihre Therapeutin Jennifer Burton Flier ein, um über dasCommunity Resiliancy Model des Trauma Research Institutes zu sprechen.
Auf der Open fasste Laverne das Konzept zusammen und erklärte, dass es in der somatischen Therapie verankert ist, die sich auf das bezieht, was im Körper eines Menschen vor sich geht: „Traumapfade sind in unserem Körper fest verdrahtet. Unsere Körper wissen nicht, ob das Trauma vor 10 oder 20 Jahren stattgefunden hat. Nach dem Triggern erfährt der Körper ein Trauma so, als würde es jetzt gerade stattfinden. Bei der Resilienzarbeit muss man sich fragen: „Was gilt in meinem Körper sonst noch als wahr?“ Wenn Sie beispielsweise in einem bestimmten Bereich Schmerzen spüren, sollten Sie sich nicht darauf konzentrieren, sondern stattdessen Ihre Energie auf etwas Positives oder Neutrales richten.
Laverne beschreibt eine optimale „Resilienzzone“, die weder zu hoch (Kampf- oder Fluchtreaktion) noch zu niedrig (wenn es schwierig ist, überhaupt aus dem Bett zu kommen) ist. Wenn wir nicht vorsichtig sind, können wir leicht ins eine oder andere Extrem abweichen. Deshalb sind absichtliche Anstrengungen erforderlich, um in der Resilienzzone zu leben. Eine der Möglichkeiten, wie sie diese Kraft für sich nutzt, besteht darin, sich die Momente vorzustellen, nach denen sie sich sehnt, wie beispielsweise die Auszeichnung mit einem Oscar.
„Genauso wie das Nervensystem nicht weiß, ob eine traumatische Erfahrung vor 10 oder 20 Jahren stattgefunden hat, weiß es auch nicht, ob ich den Oscar gewonnen habe oder nicht. Gönnen Sie sich selbst die Erfahrung, einen Oscar zu gewinnen. Schreiten Sie auf die Bühne und fühlen Sie, wie sich das anfühlt, immer und immer wieder.“ Diese mentale Übung ist von kritischer Bedeutung. Sie fährt fort: „Man vibriert voller Energie in einem anderen Raum und dann beginnt man, dies anzuziehen. Wir können aus den Dingen in unserem Leben schöpfen, die uns Freude bereitet haben, und unsere Vorstellungskraft nutzen, um uns Freude, Ressourcen und Resilienz zu verschaffen.“