Inklusion durch Technik: Wie man mit Software-Barrierefreiheit großartige Bewerber*innen anzieht

Wussten Sie, dass obwohl der American Disability Act, ein umfassendes Bürgerrechtsgesetz, das Diskriminierung aufgrund von Behinderungen verbietet, bereits 1990 in Kraft trat, nur 29 Prozent der U-Bahn-Stationen in New York City als barrierefrei gelten?
Die Metropolitan Transportation Authority (MTA) hat zwar Initiativen wie das Fast Forward-Programm umgesetzt, einen ehrgeizigen Plan, der vorsieht, bis 2034 100 Prozent der U-Bahn-Stationen barrierefrei zu machen, doch unabhängige Journalisten haben herausgefunden, dass „bei dem derzeitigen Tempo von 70 Stationen alle fünf Jahre das gesamte System erst 2044 vollständig barrierefrei sein könnte.“
Die rechtlichen, finanziellen und (vor allem) ethischen Herausforderungen, welche die MTA hinsichtlich Barrierefreiheit zu bewältigen hat, sind für Ihr Unternehmen vielleicht relevanter, als Sie denken. Stellen Sie sich vor, Sie wären in ihrer Freiheit, schnell von Punkt A nach Punkt B zu kommen eingeschränkt, nur weil die Systeme in ihrem Alltag nicht für Sie ausgelegt sind. Stellen Sie sich nun vor, wie es sich anfühlen würde, wenn Sie sich nicht auf eine Stelle bewerben könnten, für die Sie perfekt qualifiziert sind – nur weil die Bewerbung für Sie unzugänglich ist.
In diesem Blog geben wir Einblicke in die Arbeit unserer Produktentwicklungs- und Kreativteams, ihre Herangehensweise an das Hinzufügen neuer Funktionen und Designs und zeigen, wie Ihr Team (ob technisch versiert oder nicht) Schlüsselelemente nutzen kann, um Ihren Einstellungsprozess integrativer und zugänglicher zu gestalten.
Die Bedeutung einer barrierefreien Karriereseite
In den letzten Jahren haben Organisationen die ersten Schritte in Richtung von inklusivem Personalmanagement unternommen. Aber es gibt eine Gruppe, die kontinuierlich übersehen und ausgeschlossen wird – und dabei handelt es sich um die größte Minderheit in Amerika: Menschen mit Behinderungen.
Aktuell sind 7 Millionen Menschen mit Sehbehinderungen auf Apps oder Bildschirmlesegeräte angewiesen, um sich im Internet zurechtzufinden. Allerdings finden sich in 98 Prozent des Internets sogenannte „Zugänglichkeitsblockaden“ oder Macken im Design, die Inhalte für solche Hilfstechnologien unlesbar machen.
Die Folgen sind von Website zu Website unterschiedlich. An einer Stelle wird es beispielsweise unmöglich, einen Einkauf in einem Online-Shop abzuschließen. An anderer Stelle können sich Bewerber*innen nicht auf freie Stellen bewerben, weil die Seite nicht barrierefrei ist.
Ihre Karriereseite ist oft der erste Berührungspunkt zwischen Bewerber*innen und Ihrem Unternehmen. Wenn es jedoch für die Bewerber*innen zu schwierig ist, auf Ressourcen zuzugreifen oder Stellenanzeigen zu prüfen, werden sie sich wahrscheinlich entmutigt an anderer Stelle umsehen. Und das bedeutet, dass Sie sich eine große Anzahl potenziell relevanter Talente entgehen lassen. Einem Bericht von Accenture aus dem Jahr 2018 zufolge würde das BIP der USA um 25 Milliarden Dollar steigen, wenn nur 1 Prozent mehr Menschen mit Behinderungen in den Arbeitsmarkt eingegliedert werden.
Weiter heißt es in dem Bericht: "Bei Unternehmen, die die Inklusion von Menschen mit Behinderungen im Laufe der Zeit verbessert haben, ist die Wahrscheinlichkeit, dass die Gesamtrendite der Aktionäre die ihrer Vergleichsgruppe übertrifft, viermal höher als bei anderen." Barrierefreiheit ist also nicht nur die moralisch richtige Entscheidung, sondern auch ein Wettbewerbsvorteil.
Wo kann Ihr Team anfangen, Barrierefreiheit noch heute zu verbessern?
Ich habe mich mit einigen Teams bei Greenhouse ausgetauscht, um zu erfahren, wie wir unser Produkt und die Website für Nutzer*innen und Bewerber*innen gleichermaßen zugänglicher machen. Evan Duncan, Software Engineer im Greenhouse Recruiting Operations Team, war maßgeblich an der Entwicklung beliebter Greenhouse-Funktionen wie DSGVO-Kompatibilität und dem Report Builder beteiligt. Er verfügt über langjährige Erfahrung bei der Entwicklung von Software für Großunternehmen und kleine Start-Ups. Er hat einige hilfreiche Tipps, die er anderen Software-Ingenieuren mit auf den Weg geben kann, die Entwicklung von inklusiven Funktionen voranzutreiben.
Sprechen Sie das Thema frühzeitig an
Es ist unwahrscheinlich, dass die Perspektive oder Stimmen von Menschen mit Behinderungen mit einbezogen wurden, als im frühen 19. Jahrhundert das U-Bahn-System konzeptionalisiert und entworfen wurde. Stellen Sie sich vor, wie viel Ärger man sich hätte sparen können, wenn das U-Bahn-System bereits in der Planungsphase barrierefrei konzipiert worden wäre, anstatt es erst über hundert Jahre später umzubauen.
Evan erzählt: „Bei Greenhouse führen wir bei der Entwicklung neuer Funktionen Gespräche über Barrierefreiheit, was ich in meinen früheren Positionen in anderen Unternehmen nicht oft erlebt habe. Mir gefällt, dass es sich um einen gemeinschaftlichen Prozess handelt, bei dem die Software-Ingenieure das Thema ansprechen können und das Produktteam die Relevanz des Themas anerkennt und uns den Raum gibt, herauszufinden, was geschehen muss, um Inklusion voranzutreiben.“
Indem Sie den Austausch über Barrierefreiheit frühzeitig ermöglichen und natürlich verschiedene Perspektiven und Stimmen in den Entwicklungszyklus einbeziehen, können Sie Ihr Team in diesem Kontext unterstützen.
Halten Sie es einfach
Website-Technologie hat sich seit den einfachen Seiten der frühen 2000er-Jahre stark weiterentwickelt. Obwohl unterstützende Technologien wie Screenreader immer ausgereifter werden, empfiehlt Evan, dass Ihr Team nach Möglichkeit nach wie vor auf übermäßig komplexes Webdesign verzichten sollte.
„Web-Barrierefreiheit ist zu 90 Prozent eine Sache von guter Dokumentenstruktur. Wenn Sie grundlegende Web-Semantik nutzen und sich auf die Verwendung der korrekten HTML-Kennzeichnung konzentrieren, dann haben Sie das Schwierigste bereits geschafft. Wenn Sie ausreichend aussagekräftige Tags zur Beschreibung wählen, ist Ihre Website in den meisten Fällen schon barrierefrei, da Screenreader wissen, was zu tun ist.“ Für Nicht-Software-Ingenieure: Dies bedeutet in der Fachsprache „es einfach zu halten“. Wo immer möglich, sollten Sie sich darauf konzentrieren, den Prozess für Bewerber*innen auf einer soliden, aber einfachen Grundlage aufzubauen.
Dieser Ratschlag ist für eine Reihe an im Prozess involvierten Teams relevant – Software-Ingenieure, Designer und sogar Personalvermittler*innen. Da Screenreader versuchen, die Struktur einer Website zu lesen, sollten Sie Ihre Bilder mit Bildunterschriften zu versehen, damit diese unterstützenden Technologien sie für Nutzer*innen beschreiben können. Und vermeiden Sie eine komplexe, mit Fachausdrücken gespickte Sprache, die Ihre Leser abschrecken könnte.
Zaire Fletcher, Greenhouse Digital Producer, war maßgeblich an der Neugestaltung unserer Website beteiligt und gibt einen guten Einblick in die Vorgehensweise ihres Teams: „Die Verbesserung der Barrierefreiheit der Greenhouse-Website ist ein kontinuierliches Ziel für unser Team. Wir setzen sowohl automatisierte als auch manuelle Tests ein, um Möglichkeiten zu finden, wie wir unsere Website so vielen Menschen wie möglich zugänglich machen können.“
Sie fügt hinzu: „Unser Kreativteam stellt sicher, dass die Bilder auf unserer Website nicht nur mit einer alternativen Textbeschriftung oder einem Tag versehen sind, sondern dass diese Bilder auch genau beschrieben werden, damit Menschen mit Sehbehinderungen die Website besser nutzen können.“
In vielen Bewerbungsunterlagen werden auch zahlreiche Informationen abgefragt, die bereits im Lebenslauf des Bewerbers enthalten sind. Wie können Sie, als Experte für Talentakquise, die Bewerbung für Menschen mit Behinderungen so einfach wie möglich gestalten? Halten Sie die Formulare klar und übersichtlich (ohne dass die Bewerber*innen durch mehrere Seiten navigieren müssen) und stellen Sie sicher, dass Sie die benötigten Informationen stattdessen aus den eingereichten Lebensläufen entnehmen können.
Orientieren Sie sich an einem Standard
„Die größte Gruppe an Nutzer*innen von Greenhouse sind Bewerber*innen für Stellenanzeigen. Bei der Entwicklung standardisierter Karriereseiten für unsere Kunden halten wir uns an den WCAG-2.0-Standard und stellen sicher, dass der Bewerbungsprozess möglichst barrierefrei ist“, sagt Evan.
Auf unserer eigenen Website „erfüllt unser Website-Design-System die WCAG 2.0-Konformitätsstufe AA, und wir arbeiten weiter an der Verbesserung unseres Website-Codes für Screenreader“, teilt Zaire mit.
Im Jahr 2020 führte das Center for Persons with Disabilities der Utah State University im Rahmen eines Projekts Test hinsichtlich Barrierefreiheit auf den eine Million meistbesuchten Websites weltweit durch. Dabei zeigte sich, dass 98,1 Prozent der Homepages dieser Websites nachweisbare WCAG 2.0-Mängel aufwiesen. Zu diesen Mängeln gehörten kontrastarmer Text, fehlende Textsprache, leere Links und das Fehlen von Alternativtext für Bilder. Die Ergebnisse sprechen außerdem dafür, dass die Behebung nur dieser wenigen Probleme die Barrierefreiheit im gesamten Web erheblich verbessern würde.
Am wichtigsten ist jedoch, dass es für Ihr Team (Entwickler*innen, Designer*innen, Personalvermittler*innen usw.) sehr schwierig sein wird, inklusive Systeme zu entwickeln, wenn es nur aus einer Perspektive arbeitet und die Herausforderungen nicht versteht, mit denen Menschen mit Behinderungen und aus ethnischen Minderheiten tagtäglich konfrontiert sind – es fehlen einfach die Erfahrungen, die benachteiligte Personengruppen machen müssen. Es ist deshalb ein guter Ansatz, diese Herausforderungen anzuerkennen, sich über sie zu informieren und dafür zu sorgen, dass die Stimmen dieser Gruppen aktiv in den Gestaltungsprozess einbezogen werden.
Ein barrierefreies Web wird von einem diversen Team aufgebaut. Der beste Weg, die Bedürfnisse von Menschen mit Behinderungen zu berücksichtigen, besteht darin, ihnen zuzuhören, sie einzustellen und ihnen die Möglichkeit zu geben, ihre Stimme in Ihrem Team zu Gehör zu bringen.
Möchten Sie mehr darüber erfahren, wie Sie in Ihrer Organisation eine Kultur der Zugehörigkeit schaffen können? Mehr Informationen finden Sie in den Veranstaltungen zum Thema "Zugehörigkeit schaffen" unseres Offenen Forums.